Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) berichtet im Rahmen der Marktbeobachtung im Acht-Wochen-Turnus über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Güterverkehrsmarkt.
Die Ergebnisse der telefonischen Befragung ausgewählter Unternehmen stellen eine qualifizierte Momentaufnahme der aktuellen Wirkungen der Krise auf die Transport- und Logistikbranche dar. Der aktuell vorliegende BAG-Sonderbericht KW 30/2021 berücksichtigt Erkenntnisse und Informationen, die bis zum 23. Juli 2021 vorlagen.
Straßengüterverkehr
Im Rahmen der jüngsten Befragungen des BAG haben sich die Einschätzungen der im Straßengüterverkehr tätigen Unternehmen in Bezug auf nahezu alle unternehmensbezogenen Erhebungskriterien im Vergleich zur vorherigen Befragung nochmals erkennbar verbessert. Sowohl in Bezug auf die Auftrags- als auch die Ertrags- und Liquiditätslage stieg abermals der Anteil der Unternehmen an allen Befragten, die aktuell kumuliert von einer guten oder saisonüblichen bzw. befriedigenden Situation sprachen. Rund zwei Drittel berichteten von einer guten Auftragslage, knapp ein Drittel von einer saisonüblichen Auftragslage. Angesichts des hohen Ladungsangebots und der derzeit am Markt verbreitet wahrgenommenen Laderaumknappheit hat das Frachtenniveau spürbar angezogen; insbesondere am Spotmarkt zeigten sich zeitweise hohe Anstiege. Das anhaltend hohe Aufkommen im Online-Handel stellt nicht nur die KEP-Branche, sondern auch die klassischen Stückgutnetze vor Herausforderungen.
Von nennenswerten Behinderungen im grenzüberschreitenden Verkehr, die im Zusammenhang mit Corona-Schutzmaßnahmen standen, wurde im Rahmen der jüngsten Befragungen von Güterkraftverkehrsunternehmen ebenso wenig berichtet wie von Personalproblemen durch Reisebeschränkungen. Thematisiert wurden stattdessen u. a. Rohstoff- und Materialengpässe, die sich negativ auf bestimmte Branchen und deren Transportnachfrage auswirkten, Lieferverzögerungen bzw. lange Lieferzeiten für bestimmte Lastkraftfahrzeuge, Auflieger und Ersatzteile sowie ein Mangel an verfügbaren Containern, u.a. aufgrund verspäteter Schiffsankünfte. Betriebliche Herausforderungen erwachsen derzeit nahezu allen befragten Unternehmen durch einen wahrgenommenen Mangel an qualifiziertem Fahrpersonal und weiteren Fachkräften. Der Anteil von Unternehmen mit Schwierigkeiten mit öffentlichen Verwaltungseinrichtungen nahm zuletzt ab.
Der bereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex lag im Zeitraum vom 11. bis 17.07.2021 im Durchschnitt rund 2,1 Prozent oberhalb des Vorkrisenniveaus (Durchschnittswert im Zeitraum 01.01.2020-22.03.2020). Deutsche Lkw verzeichneten im genannten Betrachtungszeitraum einen Rückgang in Höhe von rund 1,2 Prozent, gebietsfremde Lkw einen Anstieg von rund 5,2 Prozent.
Schienengüterverkehr
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich das Beförderungsaufkommen im Schienengüterverkehr in Deutschland im Zeitraum von Januar bis April 2021 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 7,7 Prozent; die Verkehrsleistung legte um rund 11,4 Prozent zu. Im Rahmen von Marktgesprächen des BAG berichten Eisenbahnverkehrsunternehmen aktuell weiterhin von Aufkommens- und Leistungswerten, die über dem Vorjahresniveau liegen.
Kombinierter Verkehr
Im unbegleiteten Kombinierten Verkehr lag das Aufkommen an Containern und Wechselbehältern im Zeitraum von Januar bis April 2021 um rund 7,8 Prozent über dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums; das Aufkommen an beförderten Sattelanhängern erhöhte sich um rund 17,9 Prozent.
Binnenschifffahrt
In der Binnenschifffahrt bleibt die Transportnachfrage uneinheitlich. Während in der Trockengüterschifffahrt in vielen Segmenten saisonale Rückgänge aufgrund urlaubsbedingter Produktionsdrosselungen zu verzeichnen sind, profitierte die Tankschifffahrt vor dem Hintergrund einer deutlichen Zunahme der Reisetätigkeit von einer steigenden Nachfrage nach Kraftstoffen für den Individualverkehr und Kerosin. Mit Blick auf die Gas- und Chemieschifffahrt wird ebenfalls von einer erhöhten Transportnachfrage berichtet. Eine saisonübliche bis gute Auftragslage herrschte zuletzt weiterhin in der Containerschifffahrt. Allerdings führen Abfertigungsprobleme in den westeuropäischen Seehäfen zu teils massiven Verzögerungen. Ein Grund sind pandemiebedingte Abfertigungsengpässe in südchinesischen Häfen, die zu Friktionen in den weltweiten Lieferketten führen. Nach wie vor besteht ein hoher Mangel an Leercontainern.
Trotz der im Vorjahresvergleich gestiegenen Transportnachfrage besteht im Rheingebiet weiterhin ein deutliches Überangebot an Schiffsraum, insbesondere an großen Einheiten. Sowohl in der Trockengüter- als auch der Tankschifffahrt bewegen sich die Frachtraten dort nach Angaben befragter Unternehmen auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Kleinere Binnenschiffe in den Kanalgebieten seien hiervon weniger betroffen. Durch die starken Regenfälle in der 28. KW kam es auf bestimmten Streckenabschnitten im Rheingebiet sowie entlang der Donau zu Einschränkungen bzw. Fahrverboten in der Binnenschifffahrt.
Seeschifffahrt
Nach aktuellen Daten aus der amtlichen Seeverkehrsstatistik wurden im 1. Quartal 2021 in den deutschen Seehäfen rund 0,8 Prozent mehr Güter umgeschlagen als im 1. Quartal 2020. Zuwächse zeigten sich sowohl beim seeseitigen Empfang als auch beim Versand. Umschlagszuwächsen bei RoRo-Verkehren, Containern und Stückgütern standen Rückgänge bei flüssigem und festem Massengut gegenüber. In den Bremischen Häfen, die ihr Umschlagsergebnis bereits für die ersten fünf Monate des Jahres 2021 ausgewiesen haben, stieg der Güterumschlag im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 5,6 Prozent; mit Ausnahme der flüssigen Massengüter verbuchten alle Umschlagbereiche Zuwächse. In Antwerpen stieg der Seegüterumschlag im 1. Halbjahr 2021 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 um rund 5,1 Prozent.
Im Juni 2021 führten Terminalschließungen und daraus resultierende Verzögerungen in großen, bedeutenden Häfen im Süden Chinas aufgrund eines neuen Ausbruchs des Corona-Virus zu gravierenden Störungen im Container-Schiffsverkehr; die Anzahl dort wartender Containerschiffe nahm in der Folge stark zu. Die Folge war ein deutlicher Anstieg der Frachtraten auf den Asien-Routen. Die Zeitcharterraten für Containerschiffe eilten zuletzt zu immer neuen Rekordwerten.
Luftfracht
Die Luftfracht befindet sich seit Jahresbeginn 2021 auf einem ausgeprägten Wachstumspfad. Nach den Zahlen des Flughafenverbands ADV über die Entwicklung des Frachtverkehrs an den deutschen Flughäfen bis zur 26. Kalenderwoche 2021 wächst das wöchentliche Cargo-Aufkommen im Vorjahresvergleich mit hohen Zuwachsraten. Mit der schrittweisen Rückkehr der Bellyfracht-Kapazitäten dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Die Luftfrachtlogistik agiert in der Krise stabil und sichert weiterhin die Versorgung aus der Luft. Für die hohe Dynamik sorgen alle Teilsegmente im Luftfrachtmarkt (Standard-Luftfracht, Express-Luftfracht und ad hoc-Frachtcharter).
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