Stehen wir vor einer Zeitenwende? Überall steht das deutlich wieder zugelegte Infektionsgeschehen in der öffentlichen Diskussion. Noch ist man sich ein nicht einig, ob man es als zweite Welle benennen will oder aber nicht. Einig scheint man sich aber zu sein, dass es längst nicht mehr einzelne Herde sind, an denen Corona verstärkt ausbricht, flächendeckend in vielen europäischen Ländern inklusive Deutschland verzeichnen wir mittlerweile Neuinfektionszahlen, die wir das letzte Mal im Mai gesehen haben. Und auch in außereuropäischen Ländern scheinen die Erfolge vorerst zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden zu müssen. Dass es so gut nicht weitergehen konnte, musste man wohl annehmen, allerdings dürften die Urlaubszeit mit all den Dingen, die das Leben so lebenswert machen, Feten bis hin zu (Familien)feiern oder der deutlich laxere Umgang mit den Coronaregeln dem Infektionsgeschehen einen kräftigen Schub gegeben haben. Es ist Zeit zur Besinnung, wenn wir nicht aufpassen, provozieren wir Lockdowns, nicht unbedingt bundesweit, aber regional, das dürfte reichen, um der schwächelnden Wirtschaft kräftig Sand ins Getriebe zu werfen. Das wäre das Letzte, was wir brauchen.
Deshalb ist es nicht verständlich, wenn angesichts dieser Entwicklungen ein sorgloses Verhalten bis hin zu grober Missachtung Einzug hält, dies ist aus unserer Sicht zumindest leichtfertig, eher jedoch unverantwortlich oder rücksichtslos.
Sparen kann … teuer werden
Corona 1 - bis auf den letzten Platz gefüllte Autos beim Schülerverkehr: Die Schülerverkehre laufen wieder an und nun geht es darum, wie weit die Beförderungsmittel besetzt werden dürfen. Grundsätzlich gibt es für die öffentlichen Verkehre keine Einschränkungen außer den allgemeinen Grundsätzen, dass möglichst viel Abstand zu halten ist und selbstverständlich die Maskentragepflicht gilt. Dies ist nachvollziehbar, denn wir brauchen einen vernünftigen Mix aus Sicherstellung der Mobilität, auch zu wirtschaftlichen Bedingungen, und Verantwortung. Ob es vor diesem Hintergrund allerdings erforderlich, sinnvoll und zu verantworten ist, dass in einem Kleinbus alle Sitzplätze besetzt werden, also inkl. der beiden Sitze vorn neben dem Fahrer, das erscheint doch mehr als zweifelhaft. Selbst wenn die Gruppe der Kinder/Schüler durch Corona weniger gefährdet ist, ist dies nur ein Teil der Verantwortbarkeit, auf der anderen Seite sitzt der Fahrer. Häufig handelt es sich um ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als Teilzeitkräfte mit ihrer Flexibilität diese Beförderungen überhaupt erst möglich machen, die Fahrten auch zu den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen abgewickelt werden können. Zum Verantwortungsbewusstsein gehört auch, diese Kolleginnen und Kollegen keinen leicht vermeidbaren Gefahren auszusetzen. Nach meiner ganz persönlichen Auffassung bedeutet dies: Besetzung der Fahrzeuge auf den hinteren Sitzreihen, Besetzung neben dem Fahrer allerdings, wenn es irgend geht, nur mit einer Person, und Maske für alle! Der Schülerverkehr wird dadurch in einigen Fällen für die Aufgabenträger sicher etwas teurer, das ist jedoch in dieser Situation hinzunehmen und das geringere Übel. Fällt der Fahrer coronabedingt aus, könnte das leicht Quarantäne für den Betrieb bedeuten, dann spätesten würde sich das Sparen an der falschen Stelle als sehr teuer erweisen.
Corona 2 – Verweigerung des Tragens von Mund-Nasen-Schutz: Geradezu haarsträubend rücksichtslos ist der Fall, nicht der einzige, aber ganz aktuell und besonders drastisch, der uns Ende letzter Woche berichtet wurde. Ein Elternteil weigert sich stellvertretend für sein noch nicht ganz sechsjähriges Kind, dieses müsse keine Maske aufsetzen. Rechtlich natürlich korrekt, denn in der niedersächsischen Coronaverordnung heißt es, dass Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahr nicht verpflichtet sind, die Maske zu tragen. Es heißt aber eben nicht, dass die Kinder die
Niemals oben ohne!
Maske nicht tragen dürfen. Warum also können die anderen Kinder die Maske tragen, nur dieses eine Kind nicht. Ein Grund wurde nicht genannt. Offensichtlich, weil das Elternteil auf einem anderen Stern lebt, unverantwortlich zumindest den anderen Kindern in dem Fahrzeug und vor allem dem Fahrpersonal gegenüber handelt und von einem außergewöhnlichen Maß an Rücksichtslosigkeit getrieben zu sein scheint. In diesem Fall hat erfreulicherweise der Aufgabenträger richtig reagiert und den Eltern mitgeteilt, dass das Kind dann halt nicht befördert wird.