Hannover (7. November 2019). Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e. V. führte am 1. und 2. November seine Jahreshauptversammlung und seinen Unternehmertag durch. In Papenburg waren über 300 Unternehmer aus dem privaten niedersächsischen Verkehrsgewerbe (Güterkraftverkehr, Entsorgung, Spedition, Logistik, Möbelspedition, Omnibus und Touristik sowie Taxi, Mietwagen und Krankentransporte) vertreten.
Neben satzungsgemäßer Verbandsarbeit im Rahmen der Jahreshauptversammlung informierte der GVN am darauffolgenden Unternehmertag in einem spannenden Workshop-Programm u. a. zu Stolperfallen in der täglichen Personalpraxis. Experte zu diesem Thema war Rechtsanwalt Prof. Dr. Bernd Schiefer, Herausgeber der monatlichen Zeitschrift für Personalverantwortliche „Personalpraxis + Recht“, Geschäftsführer bei „unternehmer nrw“ und Partner bei Schiefer Rechtsanwälte in Düsseldorf. Sensibilisieren sollten auch die Workshops zur Fahrzeugkostenrechnung und Kalkulation im Straßengüter- und Personenverkehr sowie zur Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Unternehmen. Zum heißen Thema Klima- bzw. Umweltschutz zeigte Prof. Dr.-Ing. habil. Robin Vanhaelst von der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel mit Zahlen und klaren Worten auf, ob alternative Antriebstechniken die Probleme der Umweltbelastung lösen können und wo Grenzen gesetzt sind.
Jahreshauptversammlung 01.11.2019:
Unter den zahlreichen Gästen referierten der Europaabgeordnete Jens Gieseke, MdEP (CDU), und der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann, MdB (CDU), über aktuelle Entwicklungen im Verkehrsgewerbe. Sie attestierten dem niedersächsischen Gesamtverband eine hohe Fachkompetenz und Schlagkraft als Interessenvertretung von fünf Fachvereinigungen. Der GVN habe hier sogar Vorbildcharakter für alle anderen Bundesländer. Ein Grußwort an die Teilnehmer sprach der erste stellvertretende Bürgermeister der Stadt Papenburg, Heiner Butke (CDU).
GVN-Präsident Krage: „Die Welt ist im Wandel: Auch für unser Gewerbe wird die Messlatte immer höher gelegt. Umso mehr ist der Zusammenhalt und das Engagement aller in einer starken Gemeinschaft wie dem GVN wichtig. Zukunftsorientiert, von den Mitgliedern für die Mitglieder getragen. Ohne Ihre Anregungen und Ihren unverzichtbaren Einsatz, liebe Kolleginnen und Kollegen, wäre dies nicht vorstellbar. Unser Netzwerk sorgt mit der guten Arbeit und Verzahnung seines Ehren- und Hauptamtes dafür, dass eine tragfähige Zukunft des privaten Personen- und Güterverkehrsgewerbes gesichert ist. Mein Dank gilt ebenso unseren Fördermitgliedern und Sponsoren, die diese Arbeit unterstützen und begleiten.“
GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic stellte in seinem Rechenschaftsbericht aktuelle Probleme der niedersächsischen Unternehmer des Verkehrsgewerbes vor.
Im Bereich Güterverkehr und Spedition ist ein zentrales Thema die Verkehrssicherheit. Es geht dem GVN um wichtige Themen wie die Verhinderung von Abbiegeunfällen oder Aktionen zum Thema Ablenkung am Steuer. Der GVN fordert, diese Gesetzeslücken schnellstmöglich zu schließen.
Weitere Themen wie Maut, Brexit, Fahrermangel sowie Diesel- und Feiertagsfahrverbote standen ebenfalls auf der Agenda. Mit Einführung des Reformationstages in Niedersachsen hat sich der GVN auf Landes-, aber auch auf Bundesebene für eine Neuregelung des LKW-Fahrverbotes an nicht bundeseinheitlichen Feiertagen stark gemacht. Hier ist es dem GVN gelungen, federführend mit unserem Nachbarverband aus Nordrhein-Westfalen, dem VVWL, gemeinsam eine Stellungnahme gegenüber dem BMVI zu platzieren, die als starkes Signal aus den Ländern wahrgenommen wurde. Dabei hat der GVN im Besonderen die Menschen, die Kraftfahrer in den Mittelpunkt der Argumentation gestellt. Der GVN will den Fahrern ermöglichen, an Feiertagen mit ihren LKW zum Betriebssitz und damit auch zu ihrer Familie zurückzukommen, ansonsten stehen die Fahrer an den Landesgrenzen an nicht vorhandenen Parkplätzen.
Kritisch-optimistisch war die Fachvereinigung Omnibus und Touristik in das Jahr 2019 gegangen. Eine fehlende Richtlinie zur Busförderung und die Forderung, den GVN-Tarifvertrag nach dem Niedersächsischen Tariftreue- und Vergabegesetz (NTVergG) für repräsentativ zu erklären, hielt das Busgewerbe in Atem. Auch die Forderung des GVN auf Erlass allgemeiner Vorschriften, um den privaten Omnibusunternehmen ein Überleben am Markt zu ermöglichen, stand auf der Agenda. Doch leider gab es bis zum Sommer keine greifbaren Ergebnisse. Aus diesem Grunde entschied man sich zu einer Busdemonstration in Hannover. Am 10.09.2019 steuerten über 70 Busse aus ganz Niedersachsen die Landeshauptstadt an. In diesem Bus-Korso ging es zum Landtag. Viele Abgeordnete und auch Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann erwarteten die Teilnehmer dort. Im Ergebnis eine gelungene Auftaktveranstaltung, die erste zaghafte Bewegungen bei der Busförderung und beim repräsentativen Tarifvertrag ausgelöst haben.
Für die Fachvereinigung Taxi und Mietwagen dominierten 2018/2019 die Themen Änderung des PBefG sowie der gewünschte einheitliche Online-Taxitarif für ganz Niedersachsen die Arbeit. Auch waren die Weiterentwicklung der Taxitarife, die Umsetzung des Datenschutzes, der Fiskaltaxameter und das Eichrecht prägend. Damit einhergehend war auch die Imagekampagne des Taxi- und Mietwagengewerbes „verlässlich-ist-modern“. Dort hat man mit den Fraktionen des niedersächsischen Landtages, den Ministerien, Minister Dr. Althusmann und Ministerpräsident Weil erläutert, warum und wo das PBefG ein wichtiger Ordnungsrahmen ist. Die Demonstrationen im Frühjahr in Hannover und in ganz Niedersachsen, die „Scheuerwehr-Tour“ durch alle Landeshauptstädte, die bundesweite Großdemo in Berlin oder die vielfältigen Aktionen in den GVN-Bezirken haben sich am Ende gelohnt.
Probleme bereiten nach wie vor disruptive Geschäftsmodelle wie UBER und MOIA. Für die Mitglieder der Fachvereinigung Taxi und Mietwagen hat sich das Umfeld auf der Kostenseite dramatisch geändert. UBER versucht, fortwährend den Rechtsrahmen zu umgehen in dem Vertrauen darauf, dass die Behörden schon nicht einschreiten. Hoffnung macht ganz aktuell eine einstweilige Verfügung des LG Köln. Danach darf UBER seine UBER X-App in Deutschland nicht mehr zur Mietwagenvermittlung einsetzen, weil sie gegen das PBefG verstößt. Bleibt zu hoffen, dass die Entscheidung auch Bestand hat. In Hannover ist es nach wie vor die VW-Tochter MOIA, die mit immer neuen Vorstößen Marktanteile erobern will. Gemeinsam mit der Taxizentrale Hallo Taxi 3811 versucht die Fachvereinigung hier, diesen ökologischen Irrsinn mit rechtlichen Mitteln zu stoppen.
Unternehmertag am 02.11.2019:
Workshop 1:
Arbeitsrecht – Aktuelle Rechtsprechung und Stolperfallen für Arbeitgeber
Hier befassten sich die Teilnehmer unter anderem mit Arbeitsrechtsfragen. Auf der Agenda standen u. a. Stolperfallen in der täglichen Personalpraxis von der Einstellung bis hin zur Kündigung. Aktuell und an vielen Praxisbeispielen verdeutlicht, gab der Experte Rechtsanwalt Prof. Dr. Bernd Schiefer (Herausgeber der monatlichen Zeitschrift für Personalverantwortliche „Personalpraxis + Recht“, Geschäftsführer bei unternehmer nrw und Partner bei Schiefer Rechtsanwälte in Düsseldorf) einen systematischen Überblick über die rechtlichen Aspekte einschließlich der neuesten Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts.
Workshop 2:
Fahrzeugkostenrechnung und Kalkulation im Straßengüter- und Personenverkehr
Die Wettbewerbsintensität im Straßengüter- und Personenverkehr ist seit vielen Jahren ungebrochen hoch. Die Branchen unterliegen stetig verändernden Leistungsanforderungen und spürbarem Margendruck. Die Insolvenzquoten liegen regelmäßig über dem Durchschnitt aller Wirtschaftszweige. Einen Überblick über alle Kosten und Leistungsindikatoren zu haben, ist unabdingbar.
Unter dem Motto „Einige Dinge muss man einfach gehört haben, um am Ball zu bleiben“ erfuhren die Teilnehmer, wie man den Überblick über die Kostenstrukturen im Unternehmen behalten kann. Experten-Tipps erhielten sie dazu von Sven Heinz vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL), Münster.
Workshop 3:
Alternative Antriebe bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen
Das Thema Klima- bzw. Umweltschutz wird seit geraumer Zeit heiß gekocht, Aktivisten wie Fridays for Future und ihre Frontfrau Greta Thunberg üben weltweit Druck auf die Politik aus: Sie fordern noch strengere Umweltschutzgesetze. Zudem übt die steigende Nachfrage der Kunden bezüglich nachhaltigerer Fahrzeuge einen hohen Innovationsdruck auf die Automobilhersteller aus. Mit Hilfe alternativer Antriebssysteme sollen Probleme wie die Umweltbelastung und die mögliche Erschöpfung fossiler Treibstoffquellen gelöst werden. Mit seinem Team von der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel hat Prof. Dr.-Ing. habil. Robin Vanhaelst das hochbrisante Thema beleuchtet – mit erstaunlichen Ergebnissen. Die GVN-Mitglieder erfuhren anhand von Zahlen, Daten und Fakten, ob alternative Antriebstechniken die Probleme der Umweltbelastung lösen können und wo Grenzen sind.
Workshop 4:
Digitalisierung und die Auswirkungen auf Unternehmen
Die Digitalisierung wirkt sich in den verschiedensten Bereichen auf Unternehmen aus. Der Workshop gab einen Einblick in die Arbeitswelt der Zukunft und Antworten auf die Frage, welche sogenannten Digitalkompetenzen Unternehmer und deren Mitarbeiter verstärkt benötigen. Zum anderen wurde der Bereich der Rekrutierung betrachtet. Denn Rekrutierung geeigneter Fachkräfte wird durch den Fachkräftemangel für Unternehmen zu einer immer größeren Herausforderung. Die Teilnehmer erfuhren von der Referentin Dr. Valerie Müller vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, warum eine starke Arbeitgebermarke eine sehr wichtige Rolle spielt und welche Rekrutierungswege aktuell am erfolgversprechendsten sind. Dabei wurden auch notwendige Digitalkompetenzen beleuchtet und aufgezeigt, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen könnte.
Fotos:
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Im kleinen Theater in der Alten Werft in Papenburg veranstaltete der GVN seine Jahreshauptversammlung 2019.
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Foto v. l.: Heiner Butke (1. Stv. Bürgermeister der Stadt Papenburg), der Europaabgeordnete Jens Gieseke, MdEP (CDU), Gitta Connemann, MdB (CDU), der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann, MdB (CDU) sowie GVN-Präsident Mathias Krage, GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic und GVN-Bezirksgeschäftsführer Hajo Agena.